Bei modernen Ferngläsern haben sich zwei Systeme bewährt. Das klassische Porroprisma und das Dachkantprisma. Beide Prismen richten das vom Objektiv erzeugte spiegelverkehrte und auf dem Kopf stehende Bild wieder auf. Das System der Porroprismen zählt zu den klassischen Prismen, während das Dachkantprisma öfter eingebaut wird. Doch wie funktioniert so ein Porroprisma eigentlich?
Wie arbeitet ein Porroprisma?
Das Porro-Prinzip, nach seinem Erfinder Ignatz Porro benannt, ist ein Umkehrprisma. Der einfallende Lichtstrahl wird von einem Halbwürfelprisma um 90 Grad gedreht. Für ein perfektes Bild wird der Lichtstrahl anschließend zu einem zweiten Prisma gelenkt, der den Lichtstrahl wiederum um 90 Grad reflektiert.
Durch die zwei Reflexionsprismen, auch als Halbwürfelprismen bekannt, entsteht eine vierfache Reflexion. Das einfallende Licht wird zweimal reflektiert und damit um 180 Grad gedreht. Anders als beim Dachkantprisma, dessen Prismen nebeneinander angeordnet sind, sind die Prismen beim Porroprisma leicht versetzt platziert. Die durch das Keplerfernrohr hervorgerufene Drehung des Originalbildes wird rückgängig gemacht.
Wie ist ein Fernglas mit Porroprisma aufgebaut?
Das Prisma ist ein Halbwürfelprisma mit zwei gegenüberliegenden leicht schrägen Seiten. Das einfallende Licht wird in dem Halbwürfelprisma zu nächsten Reflektor gelenkt und verlässt das Prisma dann wieder, um im zweiten Prisma den gleichen Weg zu durchlaufen. Porroprismen mit zwei Halbwürfelprismen werden als Porroprisma 2. Art bezeichnet. Sie reflektieren das Licht um 180 Grad.
Ferngläser mit Porroprisma lassen sich schnell erkennen. Objektiv und Okular liegen sich nicht wie bei einem Dachkantprisma geradlinig gegenüber, sondern sie sind leicht versetzt angeordnet. Zudem ist durch die Porroprismen eine schmalere Bauweise der Ferngläser möglich, weil die Prismen leicht versetzt hintereinander liegen. Ferngläser mit Porroprismen gelten als sehr handlich.
Welche Prismen erzeugen besser Bilder?
Porroprismen und Dachkantprismen werden in Ferngläser mit hohen Qualitätsansprüchen eingebaut. Ein Porroprisma erzeugt im Bereich von 10-100 Meter ein plastisch erscheinendes räumliches Bild. Es fördert das räumliche Sehen. Die Einstellung im Nahbereich unter zehn Metern erfordert dagegen viel Geduld und ist nicht so hochwertig als wie bei einem Dachkantprisma.
Das Gesichtsfeld ist mit Porroprismen leicht größer als mit einem Dachkantprisma. Hochwertige Dachkantprismen sind teurer als Porroprismen. Sie sind kompakter und besser für kleinere Hände geeignet. Die Länge des Fernglases ist durch das Porroprisma in etwa um 60 Prozent kürzer als bei einem Dachkantprisma.
Im Gegensatz zu Dachkantprismen wird keine Verschiebung der Lichtphasen, die den Kontrast bei der Abbildung mindern, erzeugt. Bei hochwertigen Dachkantprismen wird eine Phasenkorrekturbeschichtung aufgebracht, um diesen Effekt zu mildern. Das ist bei einem Porroprisma nicht notwendig.
Je nach Ausstattung leisten beide Prismen in hochwertigen Ferngläsern aber gleich gute Sehleistungen.