Wer sich mit dem Fernglas beschäftigt, weil er z.B. ein neues Fernglas kaufen möchte oder sich einfach für dieses Thema interessiert, wird zwangsläufig auch auf die Begriffe reales und scheinbares Sehfeld stoßen. Natürlich kann man sich schon denken, was diese Begriffe zu bedeuten haben.
Trotzdem möchte ich beide Begriffe hier mal etwas genauer betrachten. Denn es handelt sich um durchaus wichtige Eigenschaften bei einem Fernglas.
Reales Sehfeld

Hier spricht man beim Fernglas vom tatsächlichen oder realen Sehfeld. Bei diesem Bereich handelt es sich um die Strecke vom linken zum rechten Okularrand in 1000 Meter Entfernung und diese Strecke wird in Metern angegeben. Je größer diese Art des Sehfeldes ist, desto leichter wird es mit der Orientierung. Im Gegensatz ist hier allerdings eine sehr aufwendige Okularkonstruktion erforderlich, um dadurch eine scharfe Abbildung am Gesichtsfeldrand hinzubekommen.
Dabei kann man das Sehfeld in 1000 Meter-Einheiten leicht in das tatsächliche Gesichtsfeld (TG) in Grad umrechnen. Dabei entspricht dann ein Grad tatsächliches Gesichtsfeld ungefähr 17,5 Meter Sehfeld in einer Entfernung von 1000 Meter. Somit hat ein Fernglas mit 140 m Sehfeld auf 1000 Meter ein tatsächliches Gesichtsfeld von ungefähr 8 Grad.
Scheinbares Sehfeld
Wenn bei den Ferngläsern angegeben wird, 60 Grad scheinbares Sehfeld oder Gesichtsfeld, so bezieht sich die Angabe auf den Winkel, unter dem das tatsächliche Seh- oder Gesichtsfeld sieht. Dabei sind das scheinbare und das reale oder tatsächliche Seh- und Gesichtsfeld annäherungsweise in linearer Form miteinander verbunden.
Wenn beispielsweise das reale oder tatsächlich Seh- und Gesichtsfeld um 25 Prozent größer ist, wird auch das scheinbare Seh- oder Gesichtsfeld im selben Verhältnis anwachsen müssen.
Das menschliche Auge kann Gesichtsfelder, die über 60 Grad liegen nicht mehr objektiv und genau erfassen. Ein scharfer Sehbereich liegt sogar nur bei knapp über 20 Grad. Deshalb macht es auch einen großen Unterscheid, was das Erlebnis bei einem Kinofilm anbelangt, ob man hier vor einer kleineren Leinwand oder vor einer Großleinwand sitzt. In der Astronomie spricht man hier von dem sog. Space-Walk-Effekt.
Auch bei einem Fernglas sollte jedoch ein scheinbares sowie großes Gesichtsfeld einigermaßen scharf abgebildet sein. Dabei sind solche Anforderungen okulartechnisch nur mit einer sehr aufwändigen Konstruktion umzusetzen. Dabei ist es jedoch in der Astronomie möglich, bei der punktförmige Objekte vorhanden sind, auch jedes kleine Maß an der Randunschärfe sofort zu sehen. Wenn man mittig durch ein Fernglas durchschaut, kann man bei einem vernünftig hergestellten Fernglas auch die weitere Umgebung gut erkennen.
Auch gibt es hier und da Aussagen, dass sehr große Sehfelder mit dem Auge gar nicht mehr erfassen werden können. Grundsätzlich ist eine solche Aussage falsch, weil der Winkel, den das Auge überblicken kann, ist das vorhandene scheinbare Gesichtsfeld , unabhängig von der Art der Vergrößerung. Somit können sowohl auch 9x oder ein 16x Fernglas ein 65 Grad scheinbares Gesichtsfeld haben.